Dorfkirche Patzschwig
Das nur wenige hundert Meter der mittelalterlichen Stadt Schmiedeberg vorgelagerte Dörfchen wird erstmals 1419 als "Basewitz" urkundlich erwähnt. Der Name geht vermutlich auf das slawische Basevici ("Leute eines Bas") zurück. Seine Ursprünge dürften also noch früher liegen; wie wohl auch anzunehmen ist, das eine kleine Kapelle vermutlich auch an Stelle der jetzigen Kirche stand.
Das 1859 wegen großer Bauschäden abgerissene kleine Kirchlein aus Feldsteinen, Eisenerzstücken und Tonsteinen wurde von Sachverständigen damals auf ein Alter von 500 Jahre geschätzt und bot Platz für "150 Seelen". Seelsorgerlich und pfarramtlich wurde es von Pretzsch versorgt; zum Einzugsbereich gehörten auch Kleinkorgau und die inzwischen wüsten Orte Zoog, Lausig und Saulitz. Dass das Innere der Kirche nicht ganz unansehnlich gewesen sein kann, beweisen der noch vorhandene barocke Altar und die Kanzel (beide um 1620).
Die jetzige klassizistische Dorfkirche wurde 1859 unter Verwendung alten Materials errichtet und am 7. Februar 1860 feierlich geweiht. Altar und Kanzel mit Vorbau, Bänke und Emporen wurden aus der Vorgängerkirche übernommen, aber in neuer Farbgebung. Neu angefertigt wurden die Fenster.
Der musikalischen Begleitung des Gottesdienstes diente ein später angeschafftes Harmonium. Eine Dach- und Turminstandsetzung wurde 1935 vorgenommen. Die dabei in die Turmkugel gelegten Dokumente wurden 1990 gesichtet und geben einen interessanten Einblick in jene Zeit.
In Vorbereitung des Reformationsjubiläums 1967 wurden weitere notwendige Reparaturmaßnahmen vorgenommen. Eine Gedenktafel für die Opfer des 2. Weltkrieges wurde angefertigt und unter großer Anteilnahme der Bevölkerung angebracht. Der Maler und Grafiker Martin Wolf, Leipzig, gestaltete ein neues Altarbild mit einer Szene aus dem Garten Gethsemane: "Es erschien ihm aber ein Engel vom Himmel und stärkte ihn" (Lukas 22,43).
Trotz aller dieser Bemühungen stellte sich das Äußere und Innere der Kirche im Jahr 1990 aber erschreckend dar. Dank der neuen politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse und des großen Engagements des Gemeindekirchenrates und der Bad Schmiedeberger Pfarrerin Helga Paul wurden in den Jahren 1990/91 und 1993 umfangreiche Restaurierungen vorgenommen. So stellt sich die Kirche wieder in ihrem Zustand von 1860 dar, ergänzt durch einen schmiedeeißernen Leuchter und eine Bankheizung.
Nun kann das Gotteshaus wieder würdig der Verkündigung und der Seelsorge dienen. An ausgewählten Sonntagen finden Gottesdienste statt; einmal monatlich eine Andacht mit Patienten und Gästen unserer Kureinrichtung. 2010 feierten wir die 150.
„Patzschwiger Kirchweih“; 2008, 2010 und 2012 wurden Patzschwiger und Kleinkorgauer Mädchen und Jungen hier konfirmiert, Hochzeitspaare feierten Ehejubiläen, Trauergottesdienste für Verstorbene vereinten die Gemeinde. Die Kirchengemeinde Bad Schmiedeberg ist dankbar für diese kleinste ihrer Kirchen und tut alles dafür, das Gotteshaus mit Leben zu erfüllen.
Möge Gottes Segen auf diesem Gebäude und auf allen, die es besuchen, liegen.
Aktuelle Meldungen
Festgottesdienst zum Kirchweihfest
(14.02.2016)Wie stets mit Gottesdienst und Kuchen
Mit Gottesdienst und Gesang, Kaffee und Kuchen rückten gestern die Besucher der kleinen Patzschwiger Kirche an. „Wir feiern jedes Jahr. Geburtstag feiert man doch auch jedes Jahr“, sagte Katrin Fritzsche. Und schenkte den über drei Dutzend Gästen beim Kirchweihfest gern nach.
Mit Gottesdienst und Gesang, Kaffee und Kuchen rückten gestern die Besucher der kleinen Patzschwiger Kirche an. „Wir feiern jedes Jahr. Geburtstag feiert man doch auch jedes Jahr“, sagte Katrin Fritzsche. Und schenkte den über drei Dutzend Gästen beim Kirchweihfest gern nach. Immer am zweiten Sonntag im Februar feiern sie in dem Bad Schmiedeberger Ortsteil ihr Gotteshaus, das 1860 auf den Grundmauern des Vorgängerbaues entstand.
In diesem Jahr war es Alf Christophersen bestimmt, den Gottesdienst zu halten. „Pfarrer Krause hat mir auf den Weg gegeben, dass es hier immer sehr schön ist“, erklärte er. „Es geht ihm gut und er bedauert, dass er nicht hier sein kann.“ Eine Hüftoperation zwingt den Bad Schmiedeberger Pfarrer zum Pausieren, weshalb Christophersen ihn seit Jahresanfang in der Kirchengemeinde vertritt.
In der Predigt widmete sich Christophersen dem Psalm 91, dem Versprechen, dass Gott dem in Not befindlichen Menschen hilft und seine Engel ihn beschützen, auf dass „du deinen Fuß nicht an einen Stein stößest“. Über eine fast wortgleiche Passage im Matthäus-Evangelium kam der Pfarrer zu den Engeln, deren Wesen nirgends in der Bibel erklärt werde und an die viele Menschen glauben, „weil es mehr zwischen Himmel und Erde gibt, als die Ratio erklären kann“. Doch sie seien es, auf die sich der Mensch, wie im Psalm geschildert, bei Gefahr verlassen könne.
Die ungewöhnliche textliche Gestaltung setzte sich auch musikalisch fort, Kantor Otto-Bernhard Glüer und die „Bad Schmiedeberger Band“ stimmten die Zuhörer mit dem unkonventionellen „Danke Gott, wir loben dich“ in der Version von Gerhard Schöne auf das Kirchweihfest ein, um später mit „Laudato si“ eine gewisse Frische in den „Geburtstags-Gottesdienst“ zu bringen, die von dessen Besuchern gern aufgegriffen wurde.
„Schön, das ist mal etwas anderes“, strahlte eine Frau. Schnell wurde es nach dem offiziellen Teil in der kleinen Kirche gemütlich, standen und saßen Menschen beim Gespräch und genossen das Mahl. „Der Kuchen ist immer lecker“, bestätigte Steffi Schulze aus Bad Schmiedeberg. Sonst sei zum Fest immer noch ein Stück aufgeführt worden, bei dem sie bislang mitspielte. Aber diesmal ging es auch ohne, „und die Vertretung ist ja ein ganz netter“, befand sie.
„Es macht viel Spaß, hier ist sehr viel Lebendigkeit, auch generationsübergreifend“, schätzte Alf Christophersen, eher bekannt als Studienleiter der Evangelischen Akademie in Wittenberg, seine neue Aufgabe sehr. „Ich habe großen Respekt vor dem, was Pfarrer Krause macht.“ Nicht nur Gottesdienste, auch Kurseelsorge, Konfirmandenunterricht und die Arbeit in den Pflegeheimen hat er bis Ende März komplett übernommen. „Ostern“, weiß er, „wird noch eine Herausforderung werden.
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Foto: Alf Christophersen predigt zum Kirchweihfest in Patzschwig.